Jump to content

Page:Labi 1998.djvu/93

From Wikisource
This page has not been proofread.

den Schotterflächen um München, Ingolstadt und auf dem Lechfeld bei Augsburg eine Gruppe von Flachgräbern auf,[17] die mit den Hügelbestattungen der Riegseegruppe in ihrer Anfangsphase gleichzeitig sind, in ihrer Grundidee jedoch erheblich von diesen abweichen und eher mit jenen der frühen Stufe der Salzburger und Tiroler Urnenfelder übereinstimmen.[18] Wie aus dem Sachgut ersichtlich, ist die Ideenwelt der in ihnen Bestatteten vom Donau- und östlichen Mittelmeerraum beeinflusst.[19] Die sozialen und ökonomischen Unterschiede zu den Bestattungen der Riegseeleute sind deutlich, wenngleich ohne Zweifel Kontakt und Austausch bestanden. Alle bislang bekannt gewordenen Gräber dieser Gruppe befinden sich an wichtigen Punkten einer natürlich vorgegebenen Verkehrsgeographie, wo sich der Handel, vornehmlich wohl jener mit Kupfererz bündelte und verzweigte und wo in Folge der Anhäufung von materiellen Gütern auch Fernbeziehungen zu südöstlichen Hochkulturen geknüpft werden konnten. Die Eliten dieser Gruppe werden während der späten Bronzezeit archäologisch in Schachtgräbern mit Wagenbeigabe sichtbar.[20]

Bezeichnend ist die Art und Zusammensetzung, in der Grabbeigaben in Flachgräbern der süddeutschen Spätbronzezeit niedergelegt wurden. Die Niederlegung von Gütern in Gräbern dieses Typs weicht erheblich von jenen der Hügelgräber wie von den einfachen Brandgräbern der Urnenfelder-zeit ab. Zwar zeichnet sich in Grösse und Anlage des Grabschachtes noch durchaus die an der Körperbestattung orientierte Vorstellungswelt der Hügelgräberbronzezeit ab, in der Deponierung von verbrannten Bronzen am Rande der Grabkammern tritt jedoch ein neuer gedanklicher Kontext entgegen. In der Kombination von Wagenteilen, Pferdegeschirr, Waffen, Gusskuchen, Barren, Halbbfertigprodukten, Symbolgut und Geschirr ebenso wie in der Niederlegung auf einem Haufen scheint ein Muster auf, das auch in den Horten des Donauraumes begegnet.[21] Massenstatistisch ist dies bis jetzt und vermutlich auch in Zukunft nicht zu belegen, da die Exklusivität von Grabausstattungen der beschriebenen Art dies verhindert: Nur eine dünne soziale Oberschicht konnte über Mittel und Fernbeziehungen verfügen, die nötig sind, um fremde Sachformen und neues Gedankengut aufzunehmen.

Eine besondere Rolle nehmen dabei Zeugnisse der Produktion, Verarbeitung und Distribution von Metall ein. Gusskuchen, Barren und Halbfertigprodukte belegen nicht in erster Linie Besitz, sondern symbolisieren eine entscheidende Rolle der bestatteten Personengruppe bei der Förderung

113
WINGHART: PRODUKTION, VERARBEITUNG UND VERTEILUNG