Jump to content

Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/189

From Wikisource
This page has been proofread.

geboren vor. In Adelheids Armen hatte er erst sein Temperament gefunden, und eine unbändige, bäuerische Freude an der riesenhaften Fülle, an einer Menge Fleisch, wie er sie noch nie auf einmal zu sehen gekriegt hatte, war über ihn gekommen. Er meinte, er müsse für alle Zeit daran genug haben, er fühlte sich unersättlich. Schon begann er unter den Falten der Röcke, die sie anlegte, aufs neue nach den Formen zu spähen, die er eben erst in Händen gehalten hatte.

Sie sandte ihm aus dem Spiegel, vor dem sie stand, ein kokettes Lächeln. Wäre sie weniger eilig gewesen und hätte sie nicht Haarnadeln zwischen den Zähnen gehabt, so würde sie ihm Schmeichelworte zugerufen haben. Denn auch sie war von befriedigtem Stolz und Dankbarkeit erfüllt. Es war also doch ihr und keiner Andern gelungen, die Keuschheit des idealen, frommen, jungen Mannes zu besiegen. Jetzt, da er ihr gehörte, spottete sie ein wenig über seine Marotte, sie kannte ihn jetzt von einer mehr natürlichen Seite. Aber er blieb doch recht apart, und dabei frisch und kräftig! Sie träumte davon, wie sie Frau Mohr oder Frau Pimbusch ihr neues Glück zu verstehen geben könne. Er würde wohl diskret sein, er war so edel. Ah! An Ratibohr hatte sie sich nun gerächt. Wie dumm war sie nur gewesen, als sie befürchtete, sie möchte schon zu alt sein. Andreas fand sie schön, das hatte er ihr reichlich bewiesen, und er würde sie noch lange, lange schön finden. Wie Madame de Chaulnes meinte auch sie: Eine Herzogin bleibt für einen Bürgerlichen immer dreißig Jahre alt.

179