zudrücken, gleichsam nur durch Stichwörter. Wenn man den betreffenden Stoff nicht schon anders woher kennt, so sind diese Verse oft ebenso wenig zu verstehen als ein Sanskrit Sûtra ohne Commentar. Ich habe deshalb aus der unter dem Namen des Cogitosus gehenden Vita S. Brigittae (Acta Sanctorum, Febr. 1) diejenigen Capitel, welche für das Verständniss dieses Hymnus von Wichtigkeit sind, theils vollständig, theils mit Weglassung unwesentlicher Sätze mitgetheilt (s. den Anhang hinter dem Texte). Auffallend ist, dass die Reihenfolge der Wunder im Hymnus wie in der genannten Vita, dieselbe ist. Diese Uebereinstimmung kann nicht zufällig sein; andere Vitae beobachten eine andere Anordnung. Ueber Broccan, mit dem Beinamen cloen, sagt die Vorrede weiter nichts aus, als dass Ultan, Abt von Airdbrecan, sein Erzieher (aite) gewesen sei, und dass derselbe ihn zu dem Unternehmen veranlasst habe, die Wunder der Brigitta in kürzester Fassung und in poetischer Form zusammenzustellen. Nach dem Chron. Scot. starb Ultan im Jahr 653. Andrerseits aber soll der Hymnus nach der Vorrede unter König Lugaid entstanden sein, dessen Tod das Chron. Scot. unter dem Jahre 507 berichtet. Keine der beiden Angaben verdient Glauben. Der Verfasser dieses Hymnus ist wahrscheinlich deshalb in Zusammenhang mit Ultan gesetzt worden, weil dieser die Wunder der Brigitta zuerst gesammelt haben soll. Die Sprache ist alterthümlich; besonders beachtenswerth sind die ziemlich zahlreichen Perfectformen.
S. Brigit und S. Patrick sind die Nationalheiligen Irlands. Während aber Patrick nur der christlichen Hagiologie angehört, scheint Brigit zugleich die Erbin einer alten heidnischen Gottheit zu sein. Ihr Wesen enthält Züge, die mehr als eine heilig gesprochene Nonne hinter ihr vermuthen lassen. Ich meine weniger die ihr zugeschriebenen Wunder – obwohl vielleicht die Art derselben auch nicht bedeutungslos ist –, als vielmehr den Umstand, dass sie wiederholt als eine der Mütter Christi (V. 4, 63), dass Christus wiederholt ihr Sohn genannt wird (V. 83), und dass sie gleichgestellt wird mit Maria (V. 105). Eine Glosse im Lib. Hymn. fol. 2b (Goid.² p. 63) sagt geradezu: