Jump to content

Page:Irische Texte 1.djvu/171

From Wikisource
This page has been proofread.
149
VI Die Finnsage.

deshalb denken, weil das gälische Gedicht, welches Skene, Introd. p. lxxxiv, als das älteste auf schotti­schem Boden aus einem Manu­script „written prior to the year 1500“ (?) mittheilt, weiter nichts als eine bis auf die Glossen getreue – sei es mittel­bare oder un­mittel­bare – Copie des einen der drei irischen Gedichte ist, welche im Buch von Leinster dem Ossin zuge­schrieben werden[1]. Dazu kommt, dass die Gedichte im Buch des Dean of Lismore wenig­stens nicht alle in der Form ent­standen sein können, in welcher sie uns daselbst vorliegen. Zu dieser Ver­muthung ver­anlasst nament­lich die Un­regel­mässig­keit der metri­schen Form. Sogar Mac­Lauchlan giebt am Ende seines Buchs (p. 130) zu, viele der Gedichte müssten, wenn die metrische Form zur Geltung kommen soll, mit irischer Betonung gelesen werden: „Many of these pieces will not read as poetry at all, unless read in accor­dance with the Irish method of accentu­ation.“ Ich möchte nament­lich auch auf die Un­regel­mässig­keit der Silben­zahl in den Vers­hälften auf­merksam machen. Endlich trägt Skene wenig­stens in den Addi­tional Notes (z. B. p. 147) nach, dass mehrere der Gedichte in irischer Version vorhanden sind.

Auf den Altersunterschied zwischen den irischen und den schotti­schen Quellen glaubte ich aber auch deshalb eingehen zu müssen, weil man aus Skene’s Intro­duction leicht die irrige Vor­stellung bekommen könnte, als ob es mit den irischen Quellen für die Finnsage eigent­lich nicht weit her wäre. Skene schreibt leiden­schafts­los, und ist zu Zu­geständ­nissen bereit, aber er ist schon desshalb nicht un­partei­isch, weil er, wenig­stens damals, als er die erwähnte Intro­duction schrieb, die Quellen für das irische Alterthum nicht genau genug kannte. Er erwähnt p. lxii, dass in Irland elf Gedichte nach­gewiesen sind in Quellen, die älter sind, als das 15. Jahr­hundert, aber er hält sich doch viel mehr daran, dass aller­dings fast alle Texte, die in den Trans­actions of the Ossianic Society (6 volumes, Dublin 1853–1858)

  1. Skene wurde von O’Curry auf diese Thatsache aufmerksam gemacht, und erwähnt sie in einer Anmerkung. Das Gedicht ist weiter unten unter III in beiden Gestalten mitge­theilt.