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Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/569

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„Ach ja! Ich dachte nicht daran. Er läßt sich wählen: gerade heute. Und doch, und doch —“

Sie jauchzte leise; — und plötzlich nachdenklich und spöttisch:

„Da sieh, wie sie diese Papiere anstarren, die Männer! Es scheint, daß sie das interessiert, was daraufsteht. Sind diese beiden aufgeregt! Ach nein, man darf sie nicht beachten: gleich fangen sie an, sich mit uns zu beschäftigen.“

Und sie sah unbeteiligt gradaus. Auf dem Domplatz trieben Gruppen umher. Die beiden Frauen steuerten hindurch. Manchmal folgte ihnen ein Blick. Wohin gingen sie? An was dachten sie, — da alles Feuer, das die Welt der Männer hervorwarf, ihnen nicht wärmer machte, an der ruhigen Blässe ihrer Gesichter nichts änderte?

„Dort hinein müssen wir,“ sagte Claudia, und sie nickte hinüber nach der engsten der Straßen. Plötzlich zuckte sie zurück.

„Was hast du?“ — aber Lola hatte schon den fiebrig Lauernden bemerkt, dort an der Hausecke. Er war bleich; die eine Hälfte seines Gesichts verzerrte sich jede Sekunde. Er fingerte am Kragen, am Bart, tat zwei Schritte vorwärts und zwei zurück. Eine Hand hielt er in der Tasche; und sein Blick brannte unauslöschlich auf Claudia.

„Dein Mann,“ murmelte Lola.

„Ja, er,“ — und Claudia sah ihn unverwandt an. „Er ist schlimm heute, er hat, glaube ich, einen Brief bekommen.“

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