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Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/450

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Plötzlich wandte sie sich weg und winkte dem Kutscher.

Dieser Winter schmückte sich mit einer Kette zeitloser Tage; sie waren da wie eine Spiegelung märchenhafter Küsten. Eine blaue Flut von Jugend wallte einem in Augen und Mund. Mit entzücktem Staunen horchte man auf irgend etwas Köstliches, das unverhofft zurückkehrte, leise wieder anschlug. Nun mitten im Januar der Himmel ganz weich zwischen den glitzernden Eichenkronen floß, die Statuen auf den Palästen zerschmolzen im Blau, und dies Blau sich in Säulenhöfe und Hallen wie seidene Fahnen schlang: da hob eine Melodie, die geschlafen hatte, in einem die Lider auf. Lola hatte in der Luft, die sie ein wenig erstickte, vor sich die Augen Pardis. Sie waren der höchste Aufstieg dieser Melodie gewesen. Sie mußte man gefühlt haben, um dies alles zu fühlen.

Wie bei einstigen Gefährten, denen sie unverhofft nochmals begegnete, blieb sie wieder vor den Statuen stehen. Sie waren überall; die Stadt war erfüllt und beherrscht von Statuen, die sich in Hallen und auf Plätzen versammelten, wie ein Haufe schönen, sinnlichen Volkes; die von Brunnen, aus Nischen ihre lauten Gebärden ins Marktgewühl mischten; deren starken, frechen Mündern man die schleierlosen Stimmen der ganzen Menschenmenge entquellen hörte; und von deren göttlicher Nacktheit all dies Leben nackt schien.

„Die Kunstwerke! Es ist wahr, sie alle sind Fleisch, sind die Verherrlichung des Fleisches. Aber nur in der Kunst ist es Herr und ist edel. Die

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