vernimmst keinen Hauch meines Geflüsters. Ist es nicht verzeihlich, da ich sonst stürbe?“
Zu Hause, unter Tränen, schrieb sie ihre Kinderjahre auf. Sie führte sie ihm zu, wie einen Zug kleiner dahingeschiedener Mädchen, die er noch einmal segnen und bedauern sollte. Als sie, aufatmend, in den Nachtwind trat, schien der Tag, der vorüber war, ihr voll und tröstlich.
Sie wollte weiterschreiben, ließ Wochen ohne einen Satz und glaubte doch, träumend, die dunkeln und die lichten Tage an ihm vorübergeschickt zu haben: noch die schlimmsten mit unverhülltem Haupt. Er kannte sie ganz. Sie hatte, um sich ihm ganz zu entdecken, namenlose Scham bestanden. Sie hatte durch Tränen nach seinem Verständnis gebangt. Sie hatte sich, wieder wie einst, von seiner Seele durchdringen lassen und hatte zu seinen Füßen sich in Schlaf geschluchzt. Nun sah sie mit Staunen den Garten welken. Der Sommer war zu Ende? Und sie war nie müßig, nie einsam gewesen! Immer war er gegenwärtig gewesen, zuerst als Geist, der ihr zweiflerisch und bitter über die Schulter sah; und endlich wie ein Hausgenosse, dessen Atem sie manchmal beim Lesen auf ihrer Schläfe spürte, und dem sie die durchlaufene Seite hinhielt, damit auch er sie beende. In ihre Augen trat noch, so oft ihr Inneres ihn ansah, Demut. Ihre Schuld war um nichts kleiner. Aber sie konnte fortan mit ihm in Frieden leben. Er wollte nicht, daß sie sich um ihn ängstigen, zu seiner Versöhnung sich quälen sollte. Sie durfte Ruhe genießen. Sie fühlte sich