Einheimische und Fremde: helft mir, ihr Lob zu vollenden. Jeder von euch erzähle eine ihrer Tugenden und verweile bei einem rührenden Zuge aus ihrem Leben…“
Die Sterbende schrak empor. Sie war allein, und sie fühlte sich gewürgt. Sie besann sich; es war der Krampf, der letzte, der nun ihre Brust packte. Sie sammelte den Rest ihrer Kraft, sie richtete den Nacken auf, sah sich um. Prosper stand, Brust heraus, Hände an den Hosenstreifen, zur Seite der Thür, bereit, noch einmal zu grüßen, wenn sie noch einmal vorüber käme.
Ihr gegenüber dämmerte das Bild, worauf sie starb.
Sie griff nach dem Kandelaber mit drei Kerzen. Durch die erste Flamme, schien ihr’s, lief eine fchlanke Frau in kurzem Chiton, und den silbernen Bogen auf der Hüfte. Die Flamme starb zwischen den Fingern der Herzogin. In der zweiten, meinte sie, stand aufrecht eine andere, in geraden Falten, mit Helm und Speer. Die Herzogin zerdrückte die zweite Flamme. Ihre Finger umzingelten langsam die letzte. Es lag darin, den Kopf ins Feuer zurückgeworfen, eine dritte, mit fchwellenden Brüsten und öffnete gewaltige Glieder.
Und plötzlich stürzten von Decke und Wanden über einander die weiten Schatten.
Die Herzogin fiel zurück, mit dem Gesicht auf die rechte Seite, röchelnd mit offenem Munde. Der Atem blieb ihr vollends aus, — da sah sie, klaren Geistes, in der Dunkelheit einen Jüngling erscheinen.