lärmte die Klasse bis zur Selbstbetäubung, bis zur Verblödung. Alles schrie, ohne noch darum zu wissen, „Unrat! Unrat!“ Die einen waren davon unterrichtet, er sei tot. Die andern schwuren, er habe seine Wirtschafterin zu Haus ins Kabuff gesperrt und sie verhungern lassen, und befinde sich zu dieser Stunde im Zuchthaus. Lohmann, Ertzum und Kieselack schwiegen dazu.
Unversehens schlich Unrat langen Schrittes auf das Katheder zu und ließ sich mit Vorsicht, als schmerzten ihn seine Knochen, in den Sessel hinein. Viele hatten seine Gegenwart noch nicht bemerkt und brüllten weiter: „Unrat!“ Aber es schien Unrat nichts daran zu liegen, ob er es ihnen „beweisen“ könne. Er sah sehr grau aus, wartete geduldig, bis man ihn reden ließ und betrug sich bei der Beurteilung der Antworten mit geradezu kränklicher Grillenhaftigkeit. Einen, dem er sonst leidenschaftlich nachzustellen pflegte, ließ er zehn Minuten lang die falscheste Übersetzung liefern. Einem andern fiel er giftsprühend ins erste Wort. An Ertzum, Kieselack und Lohmann sah er wieder standhaft vorbei, — aber er dachte nur an sie. Er fragte sich, ob sie gestern nacht auf seinem mühseligen Heimwege nicht an einer Hausecke gestanden hätten, an der er sich, beide Hände auf der Mauer und grade sehr üblen Mutes, vorbeigetastet hatte. Er meinte sogar, sie angestoßen und Pardon gesagt zu haben … Aber sein Denken war auch noch damals unverwüstlich klar geblieben, und er hatte keinen Augenblick das Verständnis dafür eingebüßt, daß nicht alles, was er