Die übrigen sahen hin; keiner widersprach. Jakobus erklärte:
„Die Minerva, Herzogin, ist jene Frau, die ich malen wollte, damals, als ich im Hotel zu Rom Ihr Porträt machen sollte. Sie glichen ihr damals nur in kostbaren Augenblicken, und auch heute haben Sie sie noch nicht eingeholt. Aber Properzia sieht es schon jetzt, daß die Minerva Ihr künftiges Bildnis ist.“
„Auch ich sehe es,“ bestätigte Dolan und legte den Kopf auf die Schulter. „Herzogin, Sie werden die Göttin einholen.“
„Ich hoffe, sie wartet auf mich,“ sagte die Herzogin.
Als sie den Rücken gewendet hatte, schnitt Siebelind eine gequälte Grimasse und murmelte:
„Die Göttin da oben ist allerdings von geradezu ruchloser Schönheit, das empfindet überhaupt niemand so stark als ich. Aber Gott sei Dank haben Menschen niemals so silberblasse Schultern, und nie zerstäubt darauf das Haar in solchen rotgoldenen Flocken. Durch diese Hemden aus Spinneweb und durch diese vor Weichheit zergehenden Seiden gleiten keine menschlichen Finger. Menschliche Sinnlichkeit ist unmöglich so beschwichtigt, glücklich und ohne Kitzel. Es wäre auch geradezu empörend.“
Er brach ab. Clelia Dolan sah ihn mißtrauisch an und entfernte sich von ihm. San Bacco trat einen Schritt näher und fragte kampflustig und von oben herab:
„Sagen Sie mal, mein Lieber, warum äußern Sie eigentlich solche Dinge?“