„Du kannst aber auch alles,“ sagte sie zärtlich.
Andreas war geschmeichelt. Abells Kritik hatte ihm zwar eigentlich ungemein Wohlgefallen, weil er sie mit Gefühlen las, als sei es schon die Recension seines eigenen, zukünftigen Werkes. Aber einen Lobgefang auf Klempner in Adelheids Gegenwart angestimmt zu hören, das widerstrebte ihm durchaus.
„Es ist wahr,“ meinte sie. „Man muß so etwas nicht ernst nehmen. Die Blätter ulken eigentlich alle.“
„Und Klempner?“ fragte Andreas. „Findest du ihn besonders nobel? Er hat die ganze Zeit an deinem Tisch und an den Tischen anderer reichen Häuser gegessen, während er heimlich damit beschäftigt war, die besitzende Klasse verächtlich zu machen und in den Schmutz zu zerren. Was sagst du dazu? Ich sage Pfui!“
„Und das mit Recht! O. du bist edel!“
In ihren Kreisen hatte noch niemand an das gedacht, was Andreas aussprach. Sie sah ihn ganz erstaunt an. Sein sittliches Feingefühl erfüllte sie mit aufrichtiger Bewunderung.
„Du bist edel!“ wiederholte sie, und sie dachte:
„Ah! Er wäre nicht im stande, mich zu verkaufen, wie Ratibohr es gethan hat.“
Dieser Erfolg entwaffnete Andreas. Er verzieh Adelheid den allzu flehentlichen Brief, den er ihr geschrieben und die Stunde, während der er sie erwartet hatte. Sie würde es nie mehr als eine Gnade ansehen, wenn sie ihn besuchte, er hatte sie gestraft und durfte jetzt von seiner Zurückhaltung schon ein wenig