„Sie, Cavaliere! Welch Wiedersehen! Sie erinnern sich doch unserer Bekanntschaft in Perugia? Belotti, Advokat Belotti. Wir verkehrten beide im Café „zur alten Treue.“ Wir spielten Domino, und ich besiegte Sie immer, Sie zahlten all meinen Punsch … Wie, Sie wissens nicht mehr? Ach ja, das sind wohl dreißig Jahre her, und was haben Sie seitdem erlebt! Der Ruhm, die Frauen, die großen Reisen! Das nenne ich Leben. Hier in der kleinen Stadt: — nun, Sie werden uns kennen lernen; auch wir können lustig sein, auch wir wissen die Kunst zu schätzen. Meine Freunde werden glücklich sein, Sie kennen zu lernen.“
Er winkte sie herbei.
„Herr Acquistapace, unser Apotheker; Herr Polli, mit dem Sie die Reise gemacht haben; Herr Cantinelli, der brave Anführer unserer bewaffneten Macht…“
Und um nicht seinen Gegner, den Gemeindesekretär, vorstellen zu müssen, griff er aus den Umstehenden einen andern heraus.
„Herr Chiaralunzi, höchst geschickter Schneider, der im Orchester das Tenorhorn blasen wird.“
„Und wie!“ meckerte das hämische Stimmchen des Barbiers Nonoggi.
Aber der lange starkknochige Schneider trat vor, sah sich langsam und ehrlich die Fremden an, — und dann verbeugte er sich mit Wucht, daß die Spitzen seines hängenden, rostroten Schnurrbartes schaukelten vor dem kleinen unansehnlichen Wesen im schmutzfarbenen Mantel. Sie stand, indes ihre Kameraden zusammen flüsterten und lachten, ganz allein; durch die Taschenwände sah man, daß sie Fäuste machte; und ihre weit voneinander entfernten Augen gingen kalt über die wachsende Menge, als prüfte eine Macht die andere. Beim Anblick des vor ihr gekrümmten Schneiders bekam sie un-