Jump to content

Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/200

From Wikisource
This page has been proofread.

sich über Sie lustig macht? Auch dieser hier hat schon die Augen geöffnet!“

„Gleichviel“, machte der Advokat. „Wer, wie ich, außergewöhnlichen Gemütsbewegungen unterworfen ist, wird ihre Folgen nicht leicht nehmen. Wie fühlen Sie sich, mein Freund?“

„Einen Arzt“, rief der Tabakhändler hinter den Kulissen. Er war falsch gelaufen und stand unversehens vor seinem Sohn Olindo, der die große gelbhaarige Choristin unter den Achseln hielt und sie mit angstvollem Entzücken preßte. Einen Augenblick blieb der Vater, so sehr er mit den Armen vorwärts ruderte, am selben Fleck, als seien ihm die Füße eingesunken. Dann tat er einen Satz.

„Wie? Du bemerkst mich und läßt sie nicht einmal los? Ich will doch sehen, ob ich noch dein Vater bin!“

Und seine Hand klatschte rechts und links in Olindos Gesicht, das maßlose Enttäuschung malte.

„Ich liebe sie so sehr“, stieß er, wirr jammernd, aus. „Ich will sie heiraten.“

„Und du wagst es mir zu sagen! Welch ein Typus!“

„Aber warum schlagen Sie ihn?“ fragte das Mädchen. „Was ist Schlimmes dabei? Geben Sie mir lieber eine Zigarette!“

„Fort! Beine!“ — und Polli hob sich auf den Zehen, um den jungen Menschen zu wenden und ihm den Fuß in das Gesäß zu setzen. Als er ihn abgeschnellt hatte:

„Ich verbiete Ihnen, mein Fräulein —“

„Du bist doch nur eifersüchtig, mein Alterchen“, sagte sie und griff ihm unter das Kinn. „Aber ich liebe noch immer nur dich.“

„Hoffen wirs! Du darfst übrigens nicht wieder in den Laden rufen. Wehe, wenn meine Frau drinnen gewesen wäre …

192