Die Zeit der galanten Beschönigungen schien dem Advokaten in dieser kritischen Lage vorbei.
„Versteht sich! Da ich es selbst gesehen habe!“ sagte er.
Aber sein stärkster Beweis war, daß Italia sich ihm ergeben hatte. Er war überzeugt, daß er sie nicht bekommen haben würde, hätte sie nicht mit dem Baron den Anfang gemacht.
„Du lügst!“ — und sie ward bleich, mit einer Art zorniger Begeisterung, weil man ihr, der schon so vieles vorzuwerfen war, endlich einmal etwas Falsches zuschob. „Was hast du gesehen?“
„Was Teufel! Er kam in aller Frühe aus dem Gasthaus, und der Wirt wußte, warum.“
„Nein, er wußte es nicht; aber ich, ich will es dir sagen. Von der Frau des Wirtes kam der Baron! Denn der Geist ihres Vaters, der ihr erschienen ist, war der Baron Torroni: ich bin zu gütig, daß ich es nicht allen erzählt habe.“
Der Advokat murmelte:
„Sprich wenigstens leiser! Wir sind nicht allein auf diesem Platz“ — und nachdem er überlegt hatte:
„O Weiber! Und das soll ich dir glauben?“
Er hob die Schultern, hielt die Handflächen hin und sah umher, als sollten alle ihm bestätigen, daß dies zweifelhaft bleibe. Freilich, wenn sie die Wahrheit sprach, war der Konflikt mit dem Baron aus der Welt geschafft! Aber wo blieb der Stolz, ihn betrogen zu haben? Andererseits war es schmeichelhaft, der erste zu sein, — und sofort nahm er sich, kühn gemacht, vor, sie dafür zu verlassen.
„Ich liebe nur dich“, sagte Italia versöhnlich.
„Eh!“ machte er und kehrte um.
„Liebst du mich nicht mehr?“ fragte sie. Er sagte herablassend:
„Du bist ein gutes Mädchen.“