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Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/106

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„Und das viele Essen! Man muß gestehen, daß im Hause des Advokaten gut gekocht wird. Er hatte nur Fleisch erster Qualität.“

„Darauf hat er sich immer verstanden!“ schrie Polli. „Er hat immer das zarte und volle Fleisch zu finden gewußt.“

Der Advokat fand die schmeichelhafteste Seite seiner Leistung nicht genügend beleuchtet.

„Und der Baron“, flüsterte er dem Tabakhändler zu. Auch der Apotheker hatte es gehört und flüsterte zurück:

„Du hast sie ihm aufgesetzt, Advokat. Ah! wenn jemals einer sie ihm aufgesetzt hat, bist du es.“

„Du bist groß, Advokat!“ sagte Polli voll ehrlicher Bewunderung.

Die schneidende Stimme des Gemeindesekretärs störte den Advokaten im Genuß der Huldigungen.

„Da haben wirs!“ — und Camuzzi wies nach dem Dom. Auf der Treppe drängten die Jungen sich und folgten gierig den Vorführungen des Konditorlehrlings. Seine Hände sah man hier und dort aus dem Kreis steigen und hörte den Chor lachen.

„Es ist keine Kunst, zu erraten, wovon die Bande sich unterhält.“

„Was meinen Sie denn, Camuzzi?“ fragte der Advokat, immerhin betroffen. „Ich habe keine Ahnung.“

Ein Blick auf die tief errötete Italia machte, daß er die Hand ans Herz legte.

„Ich versichere auf meine Ehre, daß der Junge nichts gesehen hat.“

Der Sekretär nickte ingrimmig.

„Jetzt schlägt ihm das Gewissen, dem alternden Lüstling, da er sein Werk sieht. Denn er verdirbt uns die Kinder. Die Jugend, ihr Herren, ist in Gefahr!“

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