In der Nacht konnte die Herzogin nicht schlafen. Sie hörte dem Sciroccosturme zu. Er fegte die verwehten Worte des Gesandten noch einmal zusammen, und unter so vielen nichtigen stieß sie immer wieder auf das eine unerträglich schwere, und ihre Gedanken hoben sich daran wund. Sie bedeckte das Gesicht mit den Händen.
„Welche Schande! Wie konnte sie das ertragen! Sie, zu der ich redete und mit der ich träumte wie mit mir selbst. Wie konnte sie so schlecht und unstolz vor sich selber leben!“
Sie begriff es nicht; aber durch die lange Stille tönten ihr allmählich, leise und flehend, alle die sanften Klagen der Unglücklichen, ihre unerwarteten Bitten um Verzeihung, ihre Todessehnsucht. Die Herzogin erkannte jetzt auf einmal den zweiten Sinn hinter alledem, aber er erweichte sie nicht. Das gehetzte, fragwürdige, ängstereiche Dasein der Freundin gab ihr nichts ein als Widerwillen:
„Mit der Unreinlichkeit eines schlechten Gewissens in der Brust hat sie mich umarmt!“
Gegen sechs Uhr schrak sie auf aus beängstigendem Halbschlummer. Auf der Straße stampfte ein Stock das Pflaster, und eine Stimme kreischte:
„Die Liebesgeschichten einer Dichterin. Die Contessa Blà von ihrem Geliebten übel ermordet.“
Als die Herzogin das Fenster aufgerissen hatte, befand sich der Ausrufer darunter. Er schrie ihr, ohne sie zu sehen, sein frohlockendes Unheil gerade ins Gesicht. Sie blickte in die schwarze Offnung seines