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Reynke de Vos/Dat ander Bok. Dat Negende Capitel

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Dat ander Bok. Dat Negende Capitel

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In dessem Capittel mercke acht lere.

Thom ersten beschrifft de Poeta inn dessem Capittel, wo Reineke mit synem fründe Marten der Ape, de em inn syner reyse tho Have beyegende, radtslaget, syne nodt und bedrücke vast klaget, Worumme en de Ape tröstet, hülpe unde bystandt tho donde thosecht, Woruth ys tho leren, dat getruwe fründe syck undereinander lefflick gröten unde in eren anliggenden nöden mit einander tho Rade gan schölen, Und wor se unvormodet tosamende kamen (wo hyr Marten de Ape und Reineke), schal de eine an dem andern nicht erschrecken, syck ock nicht mercken laten, dat he vor synem fründe wes vorberge.

Wente de ys ein wyß und vorstendich man,
De fründe und früntschop wol holden kan.

Wyder secht hyr Marten de Ape, wor und durch wat wege he Reineken hülpe don wille, also tho Rome, dar he vele guder fründe hebbe, Und nömet vorerst den Simon, dat ys den geystliken woker; Wil vornemlick dardurch de meister desses bokes der Romanisten und aller Curtisanen bedregerye und lyst, ock de valschen practiken und geswinde boverye der Päweste sampt alle erem anhange straffen und an den dach bringen. Nu ys Simonia de woker, den men mit geystliken güdern und Lehenen dryfft und vullenbringet. Wowol nu de Päweste und geystlickgenanten de Simonye mit wörden höghlick vordömen, so gebruken se desülven doch mit den wercken so mennichfoldigen, dat tho Rome und in allen Stifften nichtes gemeiner, Und ys tho Rome so apenbar geövet wurden, dat de Päweste ock den Fuckers mit den geystliken Lehenen wo mit anderer kopenschop tho handelen vorlövet und den vorköp dersülvigen vorkofft hebben. Und dat ys erschrecklick tho hören, averst dennoch warhafftich.

Derhalven spreckt Ulrich van Hütten Ridder und Poeta inn der Römischen drevaldicheit, dat tho Rome dryerley vorneme börger syn, alse Simon, Judas und dat volck van Gomorra.

De Ryken tho Rome eten dryerleye richte: dat swidt der armen, gudt mit bedregerye und woker gewunnen und den roff des Christliken volckes. Item: »Dryerley Aversten synt tho Rome: Wökener, Curtisanen und Horenyeger.

Mit dryerleye kopenschop handelt men tho Rome: Mit Christus vordenste, Geystliken Lehenen und gemeinen frouwen.« 

Item: »Dre vorneme Doctorn synt tho Rome: Doctor Gryptho, Doctor Wendehöycke unde Doctor Losevundt etc.« 

Vorder secht Marten van der groten macht des geldes und dat men darmit könne tho Rome und allenthalven erlangen recht, gnade, gunst, und wat men begere. Gelt stercket den geloven, Maket fründe, Eddel, wyß und wolgeschicket. Darvan spreckt de Swytzer also:

»Idt ys de löp, so men süth darup,
In aller werlt gemeine:
Vull hinderlyst de werlt ytzt ys,
Up döget achtet men kleine.
Hedde ick men gelt, so were ick ein Heldt
Und vorgetagen up erden;
Solckes men nu melt, dem gelde nastelt
Wo kant doch erger werden!

Gelt ys de klage, darumme ick sage:
>Gelt, gelt ys men de handel,
Wo men by nacht und ock by dage
Dem gelde na mach wandelen.<
>Hedde ick men gelt<, schryet alle welt;
Na gelde steit unse begeren.
Men rouwet nicht, na gelde men fecht
Wo kant doch erger werden!

Men löpet, men ront, men rydt, men sprengt,
Na gelde stan alle ere synne,
Im regen und Snee, up lande und See,
Wo men gelt möge gewinnen.
Men leth nicht aff beth in dat graff,
Gelt, gelt ys men ere levent,
Gelt ys er Godt in all erer nodt
Wol kan doch nu fram werden?«

Tom verden. Ein wiß vorstendich man schal synen fründen helpen und bystant don, Wo hyr Marten Reyneken lavet tho donde. Dan dat heten fründe, de syck undereinander helpen unde getruwe synt und welckerer leve umme nenerley orsake thobraken wert, ock beth in den doth. Wente dar ys nicht frölikers in der werlt alse de fründtschop truwer personen Und nicht bedröveders alse berovet syn getruwer fründtschop. Demgeliken averwyset Marten Reineken hyr an syne frouwe, de werde em in des Köninges Have vorderlick unde behülplick syn. Wente wol tho rechte gan schal, dem synt dre dynge van nöden: gelt, vorschrifft und 1ögen. Also vordern ock dre dinge alle saken: gave, gunst und macht. Unde dat moth men alle mit gelde thowege bringen.

Thom 5. deyt hyr Marten de Ape meldinge van des Pawestes, der Cardinalen und Offitialen tho Rome bedregerye unde valscheit, Welcker alle so mennichfoldich gebruket wert, dat se swerlick tho beschriven. Averst Ulrick van Hütten in der Römischen drefoldicheit secht darvan also: »Dre dinge synt tho Rome vorbannen: Armodt, dat Regimente der ersten anfenckliken Kercken und vorkündinge der warheit. Dre dinge synt tho Rome inn vorachtinge: Armodt, Gadesforchte und de Rechtferdicheit.

Dre dinge vorheven einen ydern tho Rome: Gelt, könheyt und unvorschemet syn.

Dre dinge synt averflödich tho Rome: Horen, Papen und Schriver.

Dre dinge werden tho Rome vornemlick begert: Korte Missen, Olt gelt und ein wollustich levent. Durch dre dinge hefft Roma alle dinck under syck gebracht: Gewalt, bedregerye und valsch hillycheit.

Dre dinge gelöven weinich lüde tho Rome: Unsterflicheyt der Selen, Gemeinschop der Hillygen unde pyne der Hellen.

Sünte Peter ys gedreven henuth,
Und holt nu in aller macht huß
Tho Rome de ketter, Simon genant,
De alle dinck hefft in syner handt,
Dryfft dartho synen schimp und spot
Mit Christo, dem warhafftigen Godt.
Dartho up erden in nener Stadt
Geringer love syck vinden lath
Alse ytzundt tho Rom, dat men wol bekent
Und doch ein hövet aller Kercken nent.
Darumme schal men den Simon driven aus,
Up dat Sant Peter wedder dar holde haus.«

Thom 6. gedencket hyr Marten ock der Notarien. Nu ys Notarius ein apenbar Schriver, dem, wat gehandelt, truwelick tho beschriven und in gewantlike forme der Instrumente tho vorfaten und stellen van den parthien vortruwet und bevalen wert. Wenn he averst durch gyfft und gave vorfört de Contracte eynem parte tho denste, dem andern tho vorderve (wo vaken geschüth) vorandert effte velschet, so mach he billich geschulden und gesecht werden: Slipen und wenden ys Notarius.

Dan sölcke können gemeinlick slipen unde wenden
Und hebben dat spel in beyden henden.

Thom Sövenden secht Marten de Ape, dat tho Rome twe varlike Richtere, alse Gelt und Gaven, de eynem ydern dat recht affseggen, vorhanden, Und synt allenthalven inn allen Consistoriis geweldich und dem rechte upsatzich. Dan de mildichlick uthgyfft, krycht balde recht. Solckes betüget dat Leyenspegel mit dessen wörden:

»Doch ys ein mißbruck in der welt,
Dat men vor wyßheyt eert dat gelt,
Allene den yennen settet in den Radt,
So he vele tho vorlesen hatt.
Wenn ock de arme de rechtferdicheit
Deyt raden by synem gesworn Eydt,
Men kert syck gar weinich daran,
Syn radt mach nenen vortganck han.
Also gewint unrecht synen vortganck.
Godt kan ydt vordragen nicht lanck.
Derhalven süth men vaken solcke Policii,
Dar nicht vele wyßheit wanet by;
De vallen snelle in groten unradt.
Dat spört men wol in menniger Stadt.
So gyfft men dan der Armodt de schülde,
De ryken kamen süs wol tho hülde etc.«

Thom Achten Is hyr entliken tho mercken, dat ym richtende vele mall de personen, grote fründtschoppe und geslechte angeseen und geforchtet und densülven tho gefalle geordelt, Wo ock hyr Marten secht, dat de Köninck des Vosses grote geslechte und anhangende fründtschop werde möthen ansehen und en nicht wormit besweren edder gar vorderven. Van solcken partyeschen Richteren spreckt Doctor Sebastianus Brandt also:

»Recht ordelen steit eynem wysen wol,
Ein Richter nemande kennen schal.
Susannen-Richter noch vele sy
Wenn Radt und Gerichte wil wesen blindt
Und egenwillen driven und gewalt,
So ys de Rechtferdicheit vast kolt.
De swerde synt rusterich albeide
Und willen nümmer recht uth der scheide
Und nicht mehr snyden, dar des ys nodt.
De Rechtferdicheit ys blindt und dodt.
Alle dinck ys underdan dem gelde;
De gelt hefft, krycht ock wol gewelde.
Dat ys nu worden sere gemeine.
Men vindet der Stede mer dan eine,
Dar men hantsmeringe gerne upnemet
Und dartho vele deyt, dat nicht temet.
Gelt, nydt, Fründtschop, Gewalt und gunst
Thobreken nu Recht, Breve, Segele und kunst.«