laufenden zeitlichen Zugang von Vorarlberger und Tiroler Studenten. Der im Vergleich zu den Absolventen aus Vorarlberg deutlichere Rückgang an Tiroler Studenten in den 1860er Jahren ist möglicherweise auf den in Tirol heftig ausgetragenen Kulturkampf zurückzuführen, der - wie die Linie der Vorarlberger Studenten erkennen lässt - jenseits des Arlbergs offenbar weniger starke Auswirkungen auf die Rekrutierung des Priesternachwuchses hatte. Der langsam einsetzende Aufschwung seit den 1870er Jahren ist dann zweifellos auf die Errichtung des bischöflichen Gymnasiums in Brixen zurückzuführen, dessen Gründung im Jahre 1873 von Fürstbischof Vinzenz Gasser eigens zum Zwecke der Heranbildung von Theologiestudenten erfolgte.[12] Mit der Errichtung dieses Knabenseminars wurden die Bildungschancen besonders für die ländliche Bevölkerung erhöht, zumal darin «gehörig vorbereitete Knaben, die sich dem geistlichen Stande widmen wollen, unentgeldlich verpflegt und erhalten, ihrem zukünftigen Berufe angemessen erzogen, und in den vorgeschriebenen Gymnasial-Gegenständen und anderen für den geistlichen Stand nothwendigen oder nützlichen Kenntnissen unterrichtet werden».[13] Zuvor hatte es in der Diözese Brixen lediglich vier Gymnasien gegeben, in Innsbruck, Feldkirch, Hall und Brixen.
Lässt man den Blick tiefer in die Regionen der Diözese schweifen, wird deutlich, dass der Überhang an Tiroler Theologiestudenten auf eine gegenüber der Gesamtbevölkerung zum Teil überproportionale Präsenz einzelner Dekanate zurückzuführen ist, die insgesamt das relative Fehlen aus anderen Tiroler Dekanaten überwog, während die Vorarlberger Dekanate im Vergleich zu ihrer Gesamtbevölkerung in unterschiedlichem Ausmass zwar, aber allesamt unterrepräsentiert waren (Tab. 2 und Fig. 2).[14] Deutlich überrepräsentiert - im Vergleich zu ihrer relativen Bevölkerungsstärke - waren die Dekanate Mals (Nr. 14) und Zams/Prutz (Nr. 20), wohingegen Theologiestudenten aus dem Dekanat Fügen (Nr. 8) im Brixner Priesterseminar relativ am geringsten vertreten waren. Neben dem im Zillertal bis Ende der 1830er Jahre ausgesprochen stark vertretenen Protestantismus könnte dazu ohne Zweifel auch die grössere Entfernung dieses Dekanats zur Bischofsstadt beigetragen haben - ein Faktor, der ebenso die relativ geringere Frequenz aus den Vorarlberger und aus anderen, eher peripher gelegenen Tiroler Dekanaten erklären würde, wie beispielsweise für Breitenwang. Taufers oder Windischmatrei (Nr. 2,18,19). Dies erklärt jedoch nicht den unterdurchschnittlichen Besuch aus den benachbarten beziehungsweise näher bei Brixen gelegenen Dekanaten Stilfes oder Matrei (Nr. 17,15).