Jump to content

Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/564

From Wikisource
This page has been proofread.


Lola murmelte, erblaßt:

„Ich hatte nur den Kopf verloren.“

Aber Claudia ließ sie stehen. Lola sah sich nach Hilfe um; sie ertrug diese Vereinsamung nicht. Unvermittelt zeigte sie sich gegen die Männer liebenswürdig, ließ sich umringen, erweckte Hoffnungen. Dabei dachte sie krampfhaft: „Ich bin feige: er darf nicht wissen, was geschehen ist.“

Das letzte fühlte sie dahingehen: ihre Selbstachtung. Nichts blieb, als ein Tumult von Stimmungen und Gedanken, ganz unnütz, ganz machtlos im Wirrwarr der Ereignisse, der Gesichter, der offenen Türen. Der Wahltag war da; das Haus gehörte jedem, der eine Stimme hatte. Sie standen, kauend und mit schaukelnden Weingläsern, bis in Lolas Zimmer hinein. Pardi drückte alle Hände. Seine Augen, seine Gesten beherrschten die Menschenflut, schienen sie zu beherrschen bis ans Ende der Stadt. Lola sah ihn bleich — aber jung und gefährlich, wie einst. Sie zeigte sich zuvorkommend, schmeichelte denen, die er bevorzugt hatte, erriet demütig seinen Willen. Gegen Mittag lichteten sich die Haufen. Mit dem letzten entfernte Pardi selbst sich.

Lola stand einen Augenblick und atmete schwer. Plötzlich schmeckte sie den Dunst und den Qualm, die von der Menge übriggeblieben waren; sah den Schmutz und das Drunterunddrüber. Sie fürchtete, zur Besinnung zu kommen. Nur nicht denken, nicht voraussehen! Heute war ein guter Tag, ein leichter Tag: man trieb so fort in Gedränge und Lärm; man trug

556