verstand seine Sprache nicht, er verdiente ihr Geld, und sie hatte ihm nichts dafür zu sagen. Von anderen Verwandten, dort drüben, anderen Wesen, mit denen sie Blut gemein hatte, waren ihr sogar die Namen unbekannt. Vielleicht nannten sie zufällig einmal den ihren? … Auch näher bei ihr lebten Menschen, denen sie sich zurechnen durfte; die Pai lieb gehabt hatten, und um seinetwillen auch Lola! Eins nach dem andern, rief sie die Gesichter herbei: die Brüder ihres Vaters, dann jene Vettern in München. Zögernd folgten sie; und verschwanden rasch, wie unlustige Besucher, die festzuhalten man sich schämt. Lola sah bitter ins Leere. Keine Gemeinschaft. Nichts übrig, von allem Erlebten nichts, worauf sich bauen ließe. Sand rings umher: heimtückisch herabrieselnder Sand; und in der Wüste ihres Lebens nichts Menschliches. Einer war darin begraben: der, an den sie nicht denken wollte.
Kein Gesicht? … Da kam ein ungerufenes, schüchtern und herzlich: ein kleines gefälteltes, bittend lächelndes Altjungferngesicht. Erneste, ach ja: die war immer da. Die, der Lola die längste Zeit ihres Lebens hatte ins Gesicht sehen müssen, war ein gutes, unbeträchtliches Geschöpf aus ganz anderer Empfindungswelt, eine Bezahlte, bei der nur äußerer Zwang Lola festgehalten hatte. Sogar jetzt noch, da Erneste tot war, trug Lola es ihr nach, daß sie so viel mit ihr allein geblieben war, sich unter den immer ängstlichen, beschränkten Blicken dieser Verkümmerten hatte entwickeln müssen. „Wie viel freier und glücklicher könnte ich