„Laßt sie, ihr Pack, meine Herrin ist’s. Mich kennt sie, und sie liebt mich, denn ich leiste ihr nützliche Dienste.“
Lola ging kalt an ihr vorbei. Sie sah noch die Verkrüppelte von ihren Gefährten unter Spott zu Boden gestoßen, und es befriedigte sie. Ihre Gelüste verkehrten sich ins Böse. Der Schmerz der anderen barg vielleicht noch unbekannte Genüsse? Sie stritt mit der Versuchung, Marias Kinder, die in den Gängen lärmten, vom Diener schlagen zu lassen. Jene Bauernfamilie, der ihr Mann das Pachtgeld abgepreßt hatte, hungerte jetzt wohl? Lola dachte sich das verfallene Gesicht der Frau, einen Kreis fiebriger Kinderaugen um einen leeren Tisch. Als das nächstemal die Zwergin sich an sie hängte, rief sie einem Jungen zu: „Hol’ den Gendarmen dort!“ Beim Geklirr des Säbels und dem Zetern der Zwergin zauderte sie noch, abgewandt, auf der Schwelle; Scham nur hielt sie ab, den Befehl zurückzunehmen. Aber dann ging sie weiter. „Dafür ist sie eine Bettlerin!“ Pardi, fiel ihr ein, hatte gesagt: „Dafür sind sie römische Campagnabauern.“ „Jetzt bin ich selbst dort angelangt! … Und wenn schon, jeder leidet das Seine. Auch das Genießen führt, ganz in der Tiefe, zum Leiden…“
Der erste, schwüle Herbstregen fiel, als sie die Abreise beschlossen. Lola atmete schwer in der Luft, die braun durchs Land schlich. Sie hatte mit dem Manne allein, eng beisammen, unter dem Lederdach des zweirädrigen Wägelchens, hinabgewollt. „Rascher!“ Mit zugedrückten Lidern, in wonnigem Schwindel. Als