handelt und um die Sinne eines Mannes, wird sie beinahe geistreich. Muß man als Frau so sein? Dann bin ich ein verfehlter Mann. Wenn ich hätte auftreten dürfen: wie ich denen dort die Wahrheit gesagt hätte! Was für eine Gesellschaft! Sie sind schlaff und unmenschlich zugleich; frivol und philisterhaft, alles beides. Pardi ist das alles auch: nur heftiger als die anderen. Ich kenne ihn: sich würde er alle Freiheiten nehmen und seine Frau würde er einsperren. Draußen würde er wie ein wildes Tier herumstreichen oder wie ein Narr, und in seinem Hause würde er alles abgezirkelt und niedlich wie in einem Vogelbauer wollen. Kann man so abscheulich ungerecht sein! Nein, ich möchte kein Mann sein. Oder ich wäre einer wie Arnold…“
Zornig riß sie sich die Bluse auf, — da erschien um die Ecke des Karrens auf nacktem Hals der Modellkopf des Dichters Merluzzo. Seine Puppenaugen spähten hinein.
„Was wollen Sie, mein Gott!“
Mai, schon halb entkleidet, schrie und stürzte umher.
„Endlich treffe ich Sie allein. Erinnern Sie sich nicht, daß ich Ihnen eine Novelle vorlesen wollte?“
Es mußte sofort sein. Lola ließ ihn sich auf die Karrentreppe setzen und versprach, hinter dem Vorhang genau zuzuhören. Aber die weichliche Stimme reizte sie noch mehr. Zum Schluß sagte sie:
„Recht hübsch. Aber den Gedanken, daß an der Untreue der Frau auch der Gatte schuld haben kann, finde ich sehr kühn.“