Jump to content

Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/146

From Wikisource
This page has been proofread.

stemmte: — und ohne vorherige Ankündigung, im Zorn noch mit gelassener Kraft, setzte er die enttäuschte Mänade über das bekränzte Geländer. Frau Gugigl mußte einige Pfiffe hören, trotzte aber der Menge und holte sich ihren Mann, um ihn herumzuschwenken.

Mehrere Paare drehten sich, zwischen den Püffen der Vorbeidrängenden. Die meisten saßen indessen unter den tropfenden Kastanien, Rücken an Rücken, die Arme auf die Tischkanten gewälzt; und so oft die Musik sich von ihrem Knarren und Meckern ausruhte, sangen sie sich gegenseitig in die Münder. In ziehenden Tönen, deren Ende sie vor Gefühl nicht fanden, stimmten die Burschen unwahrscheinlich schmutzige Verse an; und die Madln unter ihren Zopfkränzen fielen herzhaft ein, wie in der Kirche. Aus dem Winkel beim Hause wurden sie beobachtet von der eleganten Gesellschaft, deren ragender offener Reisewagen aus dem Verschlage hervorstand. Die Dame hob das Lorgnon vor ihre aufgerissenen Morphinistinnenaugen und führte ihre unbewegte, schlaffe, perlfeine Miene langsam umher. Ein dürftig gewachsener Mensch, der ihr den Rücken im Sonntagsrock halb zudrehte, fesselte sie länger als die übrigen. Niemand fand an ihm vorbei, ohne die Faust, als solle sie das biedere „Grüeß Gott, Schuasta“, verstärken, auf seinen eingedrückten Nasenrücken fallen zu lassen. Der Schuster lachte verlegen, und von Zeit zu Zeit wischte er mit dem Handrücken das Blut weg, das ihm sonst ins Bier tropfte. Sichtlich war er’s gewohnt, war dies ein durch lange

138