kühle Gesicht der andern. Sie meinte sich selbst sprechen zu hören.
„Sie sind eine Empörte, o, ich liebe Sie!“
„Sie, die Sie die Freiheit lieben! Sie, die so allein sind!“ sagte Lilian. „Sind wir nicht Schwestern?“
„So gut, wie wir jemandes Schwester sein können … Auch Sie, Lilian, sind sehr allein. Haben Sie, als Sie Jean Guignol liebten, vielleicht geglaubt, die Einsamkeit habe aufgehört?“
„Ich weiß nicht mehr. Wir hatten beide einen schönen Haß auf die guten Sitten. In den Pariser Künstlercafss, wo er mit mir lebte, waren viele wie er. Später ziehen sie die Sammetwesten aus und heiraten.“
„Er hat seine noch an, obwohl er Vinons Mann ist.“
„Er ist bedauernswert; er kann sich nicht entschließen ein ganzer Bürger zu werden. Es war ihm auch damals keinen Augenblick völlig gewiß, daß er mich entführen wolle. Schließlich bin ich’s gewesen, die ihn entführt hat, kurz vor dem Tode meiner Mutter. Sie erstickte daran, und auch an ihrer bevorstehenden Verhaftung. Tamburini bekam die Gelbsucht.“
Lilian sprach unbewegt und klar von Erinnerungen die sie abgefertigt hatte. Sie war von Paris nach Rom zurückgekehrt, damit man, sie vor Augen haben solle. Und Vinon, diefes Kind, hatte ihr Jean Guignol fortgenommen, der anfing berühmt zu werden. Warum er ihr folgte und sie heiratete? Aus Ehrgeiz, oder aus Furcht. Wußte man das? Seine Jugend war eben zu Ende. Und warum Vinon ihn sich nahm?