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Page:H.M. Venus.djvu/328

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und mehr als ihr Vergehn. Aus diesem weißen Gesicht, das kühl erhoben über das Leben hinwegsah, grüßten, im Verscheiden, die großen Traume von Jahrhunderten. Diese glatte Rüstung und dies kalte Schwert funkelten unbesiegbaren Stolz. Und die Blässe des Todes rief auf dieses Gesicht eine zweite Unschuld. Es war wieder das der zwanzigjährigen, unbekümmerten Siegerin. Was damals die Unberührte nicht wußte — die Sterbende hatte es vergessen. Das Leben, das damals noch hinter ihrer Schulter lächelte, war inzwischen aus der Sehweite ihrer großen, starren und hellen Augen entflohen. Nun stand wie gereifte Saat der vielfache Tod in ihr auf. Es zog in den Augen der sterbenden Assy der lange Leichenzug all derer vorbei, in denen sie vormals schon gelebt hatte.

Mit gefalteten Händen, spitzen Füßen, und aus Eisen, reckten sich auf ihren Sarkophagen die einen, und Mönche hüllten sie in Gebetmurmeln. Jener andere strahlte bleich und groß von den Fackeln nackter Knaben, die seine Bahre umringten. Die Toten waren zart geschminkt und zierten sich mit gemaltem Lächeln, oder sie grinsten fürchterlich aus fahl geränderten Wunden … Sie alle starben aufs neue und endgiltig. In dieser Frau, die leise zu Ende ging, entschwankten mit majestätischem Getöse ihre zahllosen Katafalke. Alle ihre Schönheiten waren noch einmal erstanden in dieser Frau. In ihr hatten alle ihre Leidenschaften noch einmal aufgeschrieen. Nun versiegte mit ihr der letzte Blutstropfen, der ihnen gehört hatte. Mit ihr erstarrte ihrer aller letzte Begierde, zerbrach

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