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Page:H.M. Venus.djvu/131

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ihn zurück. Aber statt seiner erschien Muzio, mit einer vorwurfsvollen Grimasse.

„Warum versuchen Eure Hoheit den schwachen Menschen? Er ist nur Fleisch. Warum wenden Eure Hoheit sich nicht an mich, der ich Geist und Wille bin. Ich hätte Eurer Hoheit mit ruhiger Würde zu verstehen gegeben, daß Sie auch für hunderttausend Lire nicht ausfahren können, weil Ihre Gesundheit es verbietet … Auch würden Sie vermutlich nicht wiederkommen.“

„Muzio, Sie sollen zweihunderttausend haben.“

„Das ist ein Vermögen!“ sagte er voll aufrichtiger Bewunderung. „Aber — und er ließ die erhobenen Achfeln jäh sinken — ich müßte es in Amerika verzehren. Und es ist fraglich, ob ich unerstochen bis dorthin gelangte. Hier in Neapel finde ich immer zu leben; ich bin mäßig und anhänglich an die Heimat.“

„Schade,“ meinte sie und entließ ihn. Sie war im Grunde fast beglückt durch die Festigkeit ihres Gefängnisses und durch das, was man mit ihr wagte.

Am Morgen, wenn die Treppengasse sang und flitterte, lag sie wieder im Fenster zwischen den steinernen Launen der Fassade. Neben ihr bimmelte es im violetten Himmel von der tollen, geschweiften Kirche. Die Engelchen auf den Schnecken ritten vor ihr her — ins Fabelland.

Auf der Gaffe saß in einem Kreife von Wißbegierigen ein Sonnambule, mit verbundenen Augen, fchwarz und elend, und prophezeite Glück. Barfüßige Kerle in roter wollener Zipfelmütze fchrieen Meerfrüchte

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