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Page:H.M. Professor Unrat.djvu/58

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nicht. Schiffe türmten sich schwarz, unter Rinnsalen von Mondlicht. Unrat kam auf den Gedanken, die Künstlerin Fröhlich sei darauf, sie schlafe in einer Kajüte; vor Morgengrauen werde das Nebelhorn brüllen und die Künstlerin Fröhlich davonfahren in ferne Länder. Bei dieser Vorstellung ward Unrats Drang zu handeln, zuzufassen, ganz ungestüm. Zwei Arbeiter stapften herbei, der eine von rechts, der andere von links. Dicht bei Unrat trafen sie sich, und der eine sagte:

„Na, wo geit hen, Klaas?“

Der zweite antwortete düster und im Baß:

„Duhn supen.“

Unrat mußte sinnen über das Wort: wo er es heute schon gehört habe, und was es besage. Denn er hatte in sechsundzwanzig Jahren die Mundart nicht verstehen gelernt. Er folgte den beiden Proletariern und ihrem zu erschließenden Sprachschatz durch mehrere kotige „Twieten“. In einer etwas breiteren steuerten sie im Bogen auf ein weitläufiges Haus zu, mit ungeheurem Scheunentor, worüber vor dem Bilde eines blauen Engels eine Laterne schaukelte. Unrat vernahm Musik. Die Arbeiter verschwanden im Flur, der eine sang mit. Unrat bemerkte im Eingang einen bunten Zettel und las ihn. Er zeigte eine „Abendunterhaltung“ an. Als Unrat in der Mitte war, stieß er auf etwas, das ihm Keuchen und einen Schweißausbruch verursachte, und fing, in der Furcht und der Hoffnung, sich geirrt zu haben, von vorn an. Auf einmal riß er sich los und stürzte sich in das Haus, wie in einen Abgrund.

 
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