andern: alles rührte sie. Auch an die Hochachtung, die er verdiente, erinnerte sie sich oft. Aber weiter kam sie nun einmal nicht.
Um den Mißerfolg ihres Gefühls zu vergüten, nahm sie einige Male beim Griechischen allen ihren Verstand zusammen. Unrat rötete sich fleckig und eilte wonnebebend den Partikeln entgegen. Als er den Homer aufschlug und sie zum erstenmal ein μὲν … δὲ νῦν herauslesen ließ — als diese geliebten Laute nun wirklich aus dem bunten Gesicht der Künstlerin Fröhlich und von ihren anmutig bemalten Lippen fielen: da klopfte sein Herz. Er mußte das Buch weglegen und sich sammeln. Seine Atmung war noch sehr in Unruhe; er nahm auf dem Tisch die kleine weiche und immer etwas fettige Hand der Künstlerin Fröhlich und sagte, er sei nicht gesonnen, sich auch nur für eine Stunde des ihm erübrigenden Lebens von ihr zu trennen. Er wolle sie heiraten.
Erst verzog sie den Mund zum Weinen. Darauf lächelte sie bewegt, lehnte ihre Wange an seine Schulter und wiegte sich darauf. Das Wiegen ward zum Zucken; ihr Jubel brach aus, sie riß Unrat vom Stuhl, schwenkte ihn umher.
„Nu wer’ ich Frau Unrat! Ich lach’ mir ja ’n Ast! Frau Professor Unrat — nee, Raat, bitte, meine Herrschaften.“
Und sie spielte sofort eine würdige Dame, die sich im Sessel niederläßt. Einen Augenblick redete sie vernünftig: nun wolle sie gar nicht mehr ihre neue Wohnung; das Meiste sei doch schon verkauft. Nun wolle