Unrat hörte die Künstlerin Fröhlich anstimmen:
„Der Mond ist rund, und alle Sterne scheinen,
Und wenn du lauschest, an dem Silbersee
Steht deine Liebe, und du hörst sie weinen…“
Die Töne tauchten, gleich matten Perlen auf schwarzer Flut, aus der schwermütigen Seele der Sängerin.
Unrat dachte: „Immerhin nun zwar —“ Es ward ihm lau und traurig zu Sinn. Er schlich sich an den Spalt und sah zwischen den Ampeln die grünen Falten der Künstlerin Fröhlich langsam sich bilden und wieder vergehn … Sie neigte den Kopf nach hinten; in Unrats Gesichtsfeld erschien das verbogene Diadem auf ihrer rötlichen Frisur und eine bunte Wange unter einer hohen schwarzen Braue. An einem der vorderen Tische sagte eine hingerissene Stimme, die Stimme eines breiten Landmanns in blauer Wolljacke:
„Nee, is dat Minsch schöen! Wenn ick nu na Hus kam, mach ick jä mien Fru gor nich miehr lieden.“
Unrat sah sich den Mann mit geringschätzigem Wohlwollen an; er dachte:
„Ei freilich nun wohl, Mann.“
Der war nicht dabei gewesen, als die Künstlerin Fröhlich entstanden war! Er wußte nicht, was das Schöne war, war nicht berufen, darüber zu entscheiden, hatte es hinzunehmen, wie’s ihm geboten ward, und mußte noch froh sein, wenn es ihm den Geschmack an seiner Frau verdarb.
Die Strophe endete klagend: