„Ich aber,“ äußerte sie langsam, laut und dennoch abgeschlossen in tiefes Sinnen, „ich habe immer Kunst geschaffen, glaube ich, weil ich von der Liebe nichts erhoffte, — aus Nichtachtung, ja, aus Feindseligkeit.“
Die Herzogin versetzte:
„Und ich liebe die Bilder, weil sie mich beglücken. Ich bin mit den Bildern allein. Ich kenne nur sie, sie nur mich.“
„Weil Sie Pallas sind.“
Lady Olympia lächelte überlegen.
„Übrigens werden Sie sich bekehren. Sie, Frau Properzia, haben sich schon bekehrt. Nebenan prangt das Relief der Frau Potiphar, die ihrem Kleinen den Mantel abzieht…“
Die Herzogin dachte:
„Und einige Schritte weiter steht ein Weib, das der Potiphar sehr ähnlich sieht, und das in ihre große, liebestolle Brust einen Dolch senkt.“
„Sie waren sehr jungfräulich, Frau Properzia,“ so schloß Lady Olympia. „Jetzt aber schaffen Sie Kunst, weil Sie lieben.“
„Weil ich unglücklich bin,“ sagte Properzia.
Die glückliche Frau nahm Properzias Arm.
„Kommen Sie zu sich. Verzeihen Sie mir, ich spreche Ihnen von Ihren Geheimnissen. Ist es meine Schuld? Noch nicht zwölf Stunden bin ich in Venedig und kenne schon Ihre Geschichte, Frau Properzia.“
„Da meine Leidenschaft wie aus einem Kessel, der zu lange geheizt ist, überall am Wege zischend hin-