daß heute Properzias Todestag ist,“ sagte sie sich und überwand ein Kältegefühl.
Siebelind und Clelia saßen bei einander, ohne sich viel zu sagen. Der Graf Dolan und sein Schwiegersohn de Mortœil lagen gelangweilt in Sesseln. Die Beine des Alten waren auf Schemel gebettet. Er war kreideweiß, unglaublich zusammengeschrumpft in seinen weiten Kleidern, und verriet keine Regung mehr außer im unermüdlichen Stechen der schwarzen Pupillen unter den gesenkten, faltigen Lidern.
Neben ihm auf einem Tischchen zog ein grotesker Held aus Elfenbein mit Wanst und Lorbeerkranz, prahlerisch sein langes Schwert. Er blähte sich auf seinem viel zu großen bronzenen Sockel, der geschmückt war mit Scenen aus Ritterromanen und mit den verjährten, gravitätischen Lettern der Inschrift. Die Rechte des alten Dolan spannte sich um den Sockel. Zuweilen verriet sie ihren geheimen Krampf durch das leise Klappern ihrer Nägel; sie hämmerten eilig und spitz auf der metallenen Inschrift. Sie lautete links: Aspeto — Tempo, und rechts: Amor. Und Siebelind, der hinüberschielte, sagte sich, mit leidender Bosheit, daß dem schon halb erstarrten und noch unersättlichen Greise zum Warten keine Zeit und von der Liebe nicht einmal mehr das Wort bleibe.
Mortœil räkelte, mit beabsichtigter Schwerfälligkeit, und betrachtete seine Fingernägel. Er sagte:
„Mein Gott, lieber Papa, die Figur wird Ihnen die gute Herzogin wohl überlassen. Aber offen gestanden ist mir Ihr Gelüste unverständlich Die Arbeit