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Page:H.M. Minerva.djvu/136

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Schenkeln, — und ich bin die blonde, weiße, fette Märtyrerin, deren Frisur unter Perlenschnüren verschwindet, und die, aus ihrer Brokatrobe herausgerissen, den Kopf versteckt zwischen ihren emporgezogenen, üppigen und verwöhnten Schultern. Ich bin auch die rotgerockte, halbnackte Mohrin, die ihr den Dolch auf den Taubenhals setzt.

„Ich atme in all den gehäuften Gliedern, den prachtvoll gebogenen, üppig verkürzten, ambrablassen und in satte Stoffe gebetteten der großen Frauen, die nackt einander die Stirn mit Sternen krönen, — und der andern, die in goldenen Gewändern, weiß, übermächtig und unzugänglich, im silbernen Blau an der Decke von Prunksälen thronen. Völker staunen sie an, und sie werden umwogt von Geschöpfen mit durchfichtiger Haut und rosigen Fingerspitzen: Geschöpfen des wollüstigen Lichts.

„Und ich brenne in den roten Kreuzigungen, wo lässige Brünette, mit grünen und blutigen Juwelenblitzen in den bloudgefärbten Haaren, sich in schwierigen und verführerischen Stellungen um das Marterholz des Gottes drängen. Auf einem ungeheuren Schimmel bäumt sich ein Hüne: bronzene Panzerplatten pressen da und dort seine nackten Glieder. Der Bauch quillt fleischig heraus. Die scharlachnen Landsknechte würfeln mit fratzenhaftem Eifer. Ein Mann in schwarzem Eisen schwingt rote Fahnen gegen den düstern Sturmhimmel. Unheimlich hell und bunt kauern vor dem braunen Gewitter auf fernen Olivenhügeln kleine fremde Greise und Weiber. Und das Abenteuer dieses Kreuzes,

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