gar nicht gefallen haben. Asta war hübsch, litt aber für Andreas keinen Vergleich mit ihrer Mutter. Ihre Figur, in der sich die Fülle auch schon anzeigte, schien doch mehr zur Untersetztheit zu neigen, ihr brünetter Teint war nicht so rein, die zusammengewachsenen Brauen verfinsterten das Gesicht, und der große Mund hatte etwas Willkürliches, das Andreas bange machte.
Der Bräutigam, der Asta gegenüber saß, war eben der Herr mit spärlichem Haar und schütterm weißblonden Spitzbart, dem Fräulein Türkheimer entgegen ging, als Andreas ihr bald nach seinem Erscheinen auf die Schleppe getreten hatte. Hochstetten hielt eine schmale, unendlich lange und bleiche Hand an die Schläfe gelegt. Er saß schläfrig über den Tisch geneigt und sprach mit seiner Braut, ohne daß sein Gesicht sich bewegte. Lange, hängende Kiefer und eine feine gebogene Nafe gaben ihm ein durchaus edles Pferdeprofil. Seine großen mattblauen Augen träumten, man mochte Hochstetten beobachten, wann man wollte, immer nur vor sich hin, woran wahrscheinlich bloß Blutleere schuld war. Andreas ward dies klar, als am Nebentisch, wo Rechtsanwalt Goldherz saß, die laute Bemerkung fiel:
Müde Rasse!“
Der junge Mann bewunderte im stillen den großen Verteidiger. „Müde Rasse!“ In einem solchen Worte lag die abgeschlossene wissenschaftliche Weltanschauung, für die Goldherz so häufig praktisch Verwendung fand, und die vor Gericht seine Überlegenheit über den Staatsanwalt begründete.