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Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/58

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bei der im Zimmer herrschenden Unruhe nur die Schlagwörter, die er mit einem eigentümlichen Ruck seines langen sehnigen Halses hervorbrachte: „Ehre des Handelsstandes — freche Übergriffe von gewisser Seite — arbeitsame Kaufleute — Abwehr — Errungenschaften der bürgerlichen Revolution…“

Andreas verbarg ein überlegenes Lächeln. Er hatte im Café Hurra allerlei über das Pivatleben des berühmten Dichters erfahren. Wennichen bezog nur noch halbe Honorare, da er seit fünfzig Jahren immer dieselben Romane verfaßte, die niemand mehr las. Er hatte Unglück mit seinen Kindern gehabt, seine Frau war ihm nach unzähligen Liebschaften endlich ganz und gar durchgegangen. Er hatte das alles kaum bemerkt. Er fah nichts von den Veränderungen der Zeit seit achtundvierzig, als er sein erstes Buch schrieb von dem braven jungen Kaufmann, der sich Eintritt in die gänzlich verrottete Adelsfamilie erzwingt, deren Tochter er merkwürdigerweise heiratet. Auch heute noch lebte Wennichen unter braven freisinnigen Kaufleuten, die mit übermütigen Junkern und pfäffischen Finsterlingen in edlem, uneigenmütigen Kampfe lagen. Der arme Greis dauerte Andreas, dem es Genngthuung bereitete, einen Dichter aus der Nähe beurteilen zu können, den er früher in Gumplach als einen Stern der Literaturgeschichte angestaunt hatte.

Wennichens Ausfall gegen die Feinde des Lichtes erntete einige Beifallsrufe, doch neben Andreas begann plötzlich Liebling mit wohltönendcr, kräftiger Baritonstimme zu sprechen. Er sagte:

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