kind der Frauen und der Musen, umhüpft von Grazien und Scherzen.“
Andreas war leicht errrötet. Liebling atmete tief, er sprach langsam und wuchtig weiter.
„Und dem Gönner, der Ihnen bloß aus Menschenfreundlichkeit so ’ne Lebensstellung verschafft hat, haben Sie zum Dank sein Weib verführt, sein einziges, geliebtes, Sie haben die Zwietracht in sein friedliches Heim getragen, und Ihre Schuld ist es, wenn die Tochter sich gegen die Mutter empört.“
„Und das ist noch gar nichts“ setzte er schnell hinzu, als der junge Mann eine Gebärde der Abwehr machte.
„Den Trost seines Alters haben Sie ihm geraubt, das Heiligtum seiner letzten Tage haben Sie mit sinnlichen Händen in den Schlamm gezogen.“
„Sie meinen doch nicht die kleine Matzke?“
„Jüngling, haben Sie in Greifenherzen geschaut? So ein großer Mensch wie Türkheimer, weise und gerissen wie nur einer, glaubt urplötzlich an die Reinheit eines kleinen Mädchens. Eine allerletzte Illusion, hat sie nicht was Rührendes? Und nun sehen Sie sich den Mann an, wie er aussieht; er wankt ja merklich der Grube zu. Und wer hat ihm von hinten einen Stoß gegeben? Sie!“
Andreas senkte den Kopf. Lieblings Worte atmeten eine so bezwingende Wahrheit, daß der junge Mann sich vorübergehend die Schuld an Türkheimers Diabetes beimaß. Der Moralist sah ihn erweicht, er faßte feinen Arm.