alles mußte auf einmal ertragen werden. Sie machte eine Gebärde des Abscheus.
„Das kommt gewiß von einer neidischen Freundin dieses Fräulein Matzke,“ vermutete sie. Türkheimer sagte:
„Dafür ist der Stil zu gebildet.“
„Na, was die Bildung anbelangt —“ meinte Adelheid, und sie legte mit schmerzlicher Wonne in diese Worte alle litterarische Eitelkeit, die sie je dem Geliebten abgelauscht hatte. Dann forschte sie:
„Was gedenkst du nun zu thun, armer Freund?“
„Was soll ich thun? ’s ist mein Los. Man zahlt, und die Lumpen genießen. Die leben, die genießen,“ murmelte er.
„Du willst diesem Mädchen doch nicht verzeihen?“
„Sie kostet mich —“
Er brach ab, erschrocken über das, was er fast gesagt hatte.
„Das wirst du nicht thun, James Louis,“ versetzte sie, ganz kalt.
„Ist es dein Los, betrogen zu werden, so soll es doch nicht unser Los sein. Verstehst du mich?“
Er blinzelte sie ratlos an. Unvermutet riß er die Brauen in die Höhe, seine müden Augen mußten sich öffnen. Es war ihm der Gedanke gekommen, daß die Sache seine Frau schließlich gerade so nahe angehe wie ihn selbst. Er hörte ihr mit offenem Munde zu.
„Willst du vielleicht,“ sagte Adelheid, „diesem herzlosen kleinen Proletarierkinde nach wie vor dein Geld in den Schoß werfen, damit sie es an ihre Liebhaber weitergiebt? Erstens wäre das —“