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Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/297

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„Ist er nicht süß? Stell ihn dir vor als Amor, in rosa Tricots!“

Sie kreischte laut auf:

„Und mit Flügeln!“

Die anderen ließen sich von ihrer ausgelassenen Laune anstecken, und es erfüllte den jungen Mann mit peinlichem Unmut, diese dalberigen Wesen vor verhaltenem Lachen fast ersticken zu sehen, ohne daß er begreifen konnte warum. Eine Lange, die sich schlecht hielt, ließ plötzlich eine kleine Schere vor seinen Augen blitzen:

„Eine Locke, Meister!“

Da ward Andreas von einem Entsetzen gepackt, das ihm Mut verlieh. Mit einem jähen Ruck brach er sich Bahn. Inmitten der Stille der ersten Überraschung zog er seine Uhr, denn er besaß jetzt eine goldene, und rief mit Leidenschaft:

„Ach! Aber ich vergesse ja das Wichtigste!“

Gleich darauf war er zur Thür hinaus, immerfort laufend, bis das Lachen und Geschrei hinter ihm verhallte. Er erfrischte sich am Büffet und warf beim Kauen stolze und drohende Blicke umher, um Rache zu nehmen für die Verlegenheit, in die ihn die jungen Mädchen versetzt hatten. Aber wen hätten sie nicht aus der Fassung gebracht. Er durfte sich trösten, denn was sollte er mit ihnen anfangen, da sie einen Dichter keinesfalls zu inspirieren vermochten. Von den Bändern, Spitzen und Firlefanz, womit sie sich behängten, borgten sie manchmal einige Poesie; aber poetisch war höchstens ihre Schneiderin, nicht sie selbst. Auch hatten sie meistens zu wenig Fleisch. Es fiel ihm ein, daß er

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