Jump to content

Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/181

From Wikisource
This page has been proofread.


Sie neigte sich zu ihm, legte ihren Arm auf den seinigen und sah ihm zärtlich in das Gesicht, das von Denken und Askese gebleicht schien. Das gute Leben der letzten Tage hatte die Folgen der billigen vegetarischen Ernährung zur Zeit des Café Hurra und der zahlreichen durch stramme Haltung ersetzten Mittagsessen noch nicht beseitigt. Adelheid sagte:

„Du fragst gar nicht, warum ich mich verspätet habe? Ich konnte nichts dafür. Wenn du wüßtest.“

„Du kannst zu jeder Stunde kommen, die dir gefällt. Ich muß immer dafür dankbar sein,“ versetzte er, doch in einem Ton, aus dem sie heraushörte: „Wenn es sein muß, verzichte ich auch ganz darauf.“

„Du hast es hier aber heiß,“ sagte sie, und sie warf ihre Büste herausfordernd zurück. Ihre Finger nestelten an den Knöpfen. Er ließ einen gleichgültigen Blick über ihre Brust gleiten, die den Stoff zu sprengen drohte, doch damit begnügte er sich. Adelheid fühlte sich verschmäht, und sie empfand solchen Schmerz über seine Kälte, daß sie aufseufzend nach ihrem Herzen griff.

„Mir wird unwohl,“ flüsterte sie.

Andreas fing sie auf, doch ließ er sie sofort aus seinen Armen zurück in den Sessel gleiten. Er sah sich nach dem Sofa um, aber er fand es unmöglich, Frau Türkheimers Last bis dorthin zu tragen. Adelheid fah dies selbst ein, sie richtete sich auf. Um seine Haltung zu bewahren, zündete Andreas die Lampe an.

„Soll ich das Fenster öffnen?“ fragte er.

„Ach, laß nur, wir wollen plaudern. Hast du noch an ,Rache!‘ gedacht? Wie dir der dritte Akt

171