„Kunststück!“ rief Kaflisch, der in der Thüre erschien. „Das ist doch gerade der Witz von dein socialen Drama! Kräftige volkstümliche Instinkte, Wollust und Grausamkeit, die sonst eher im Panoptikum befriedigt werden, in ’ne gewisse höhere Sphäre erheben, das will unser sinniger Dichter.“
Er schnupperte in der Luft umher.
„Es riecht hier ordentlich nach der Volksseele! Wissense, woran ,Rache!’ mich erinnert?“
„Nun?“ fragte Pimbusch.
„An allerlei handfeste Dichtwerke, wie sie das Volk liebt, zum Beispiel an die Memoiren eines Dienstmädchens: ,Haß, Rache und Verzweiflung treiben mich auf die Bahn des Lasters‘.“
Die Damen rümpften die Nasen. Die Ankunft des Freiherrn von Hochstetten beraubte den Journalisten weiterer Erfolge. Astas Verlobter schien weniger ermüdet als gewöhnlich. Er blickte ängstlich und erregt umher, bevor er sich zu äußern wagte.
„Ich habe den Schluß des Aktes von unten mit angesehen. Das Machwerk ist doch viel krasser, als ich geahnt habe. Wenn man erfährt, daß ich die Aufführung befürwortet habe — ich habe nämlich das Polizeiverbot verhindert — dann —. Mit Seiner Excellenz ist nämlich nicht zu spaßen,“ schloß der geängstete Beamte mit einer mutlosen Handbewegung.
Seine Schwiegermutter und Frau Pimbusch sahen ihn unbestimmt lächend an. Da er den Trost, den er suchte, hier nicht fand, schickte er sich unsicheren Schrittes zum Weitergehen an.