Schwunge erhielt. Sein Gegenüber war einen Kopf kleiner, bartlos, und sein borstiges schwarzes Haar hing über einem Halskragen von zweifelhafter Weiße. Er hatte eine Adlernase und gelblederne Gesichtshaut, und sein zu weiter Gehrock reichte bis unter die Kniee hinab. Andreas war sehr begierig, zu wissen, wer diese Persönlichkeit sei, die äußerlich zwischen Clergyman und Konzertvirtuosen ungefähr die Mitte hielt. Ein Herr, der von fern dem Kleinen winkte, rief:
„Herr Doktor Abell!“
„Sollte das Abell sein?“ dachte Andreas, der Kritiker des ,Nachtkurier‘?“
Er konnte es kaum fassen, daß man die großen Männer, die im Reich der Begriffe lebten, hier in der Wirklichkeit wiederfand. Sein Herz schlug höher und er schaute sich argwöhnisch um, ob man ihm etwas anmerke. Denn er wollte um keinen Preis naiv aussehen.
Von seinem Galerieplatze suchte er die beiden Herren wieder auf; sie saßen dicht hinter dem Orchester. Andreas schielte mehrmals hastig nach seinem Nachbarn, einem blonden jungen Manne in bescheidenem schwarzen Röckchen. Endlich hielt er es nicht mehr aus:
„Entschuldigen Sie,“ sagte er, „ich bin kurzsichtig. Ich meine dort vorn den Doktor Abell zu erkennen?“
Er bemühte sich, ganz dialektfrei zu sprechen. Der junge Mann erwiderte höflich:
„Gewiß. Das ist Doktor Abell. Er sitzt neben Doktor Wacheles vom ,Kabel‘. Zwei Reihen hinter den Herren sehen Sie auch Doktor Bär von der ,Abendzeitung‘ und Doktor Thunichgut von der ,Meinen Börse‘.“