„Eh! wem sagen Sie das“, erwiderte der Advokat.
Dahinten, im Winkel bei der Treppengasse, lehnte Flora Garlinda sich zurück, betrachtete das Schmausen, unbedachte Schwatzen, das vertrauensvolle Gelächter, die Verbrüderungen … „Welch ärmlicher Betrug! Als ob man etwas hätte außer sich. Güte? Alles Große ist ohne Güte. Don Taddeo hat sich geirrt, als er herabstieg, und er wird es merken. Uns gebührt keine Gemeinschaft … Dennoch wird dem Unschuldigen dort der Weg geebnet, er geht zur Gesellschaft Mondi-Berlendi, indes ich weiter vor Bauern singe. Es ist anders gekommen, als ich dachte. Ich werde es wohl schwerer haben als er? Trotz meiner Bereitschaft, und obwohl ich ein so hartes Leben führe?“
„Hört doch, Fräulein!“ riefen Zecchini und die Trinker, „Ihr sollt etwas singen. Da ist Wein, um Euch zu stärken. Kommt her!“
„Flora!“ sagte, ihr gegenüber, Italia und wendete sich um, soweit die Aufmerksamkeit auf den jungen Severino Salvatori es ihr erlaubte, denn er wollte sie küssen. „Flora, man ruft dich!… Ah, sie hört nicht. Sie ist ein Mädchen, das zuviel denkt; drum hat sie auch schon Falten wie eine Alte.“
Die Primadonna sah hin, mit seltsam tiefen und starren Augen, die das Gesehene sogleich wieder verloren hatten.
„Er ist also sympathisch. Und er ist ihnen sympathisch, weil er sich ihnen gleich macht; weil er ihnen gefällig ist, weil er mit ihnen das Herz tauscht. Aber es gilt, um groß zu werden, sein Herz ganz fest zu halten … Heute tritt er jenem Alten seine Geliebte ab und nimmt dafür den Lohn. Morgen wird er den Leuten seine Musik verkaufen. Nein! Er hat mich nicht überholt; und es könnte sein, daß dies der Tag ist, an dem sein Untergang begann. Möge er noch eine Weile die lustige Sympathie der Gassen haben, — bevor die große Kunst meiner Leidenschaft darüber hinfährt.“