Und sie sah, die Mundwinkel herabgezogen, hinterdrein, wie der Barbier ihn, der schluchzte, durch die mondweiße Hälfte der Gasse von dannen schaffte.
Sie fühlte sich nicht schläfrig; sie löste das Haar auf, um es zu waschen; und sie sah über die Schultern zu, wie es im Spiegel ihren mageren Nacken in Gold hüllte, durch seinen Fluß ihr Profil weich machte. Dann brachte sie das Gesicht dem Glas ganz nahe und musterte ihre Zähne, die klein, weiß und wohlgeordnet in ihrem geräumigen Munde standen. „Meine Schönheiten!“ — und sie lächelte sich spöttisch zu. „Es sind die dauerhaftesten und darum für mich die besten; denn sie sollen noch in dreißig, vierzig Jahren einer Menge Glück vorzaubern … Wo sind dann die, die jetzt zu mir sprechen? Ihre Stimme erreicht mich nicht mehr lange. Käme ich dann aus der großen Welt einmal wieder hierher: er — er zöge vielleicht noch immer mit seiner Kapelle von Schneidern und Barbieren zum Fest eines Heiligen.“
Es klopfte; Frau Chiaralunzi stand draußen.
„Wir wollen nicht stören“, sagte sie und zeigte ihre Zahnlücken.
„Sie sind noch auf, dann komme ich zu Ihnen“; — und die Primadonna ging im Unterrock in die Küche des Schneiders. Er saß über einer Zeitung, die den Tisch bedeckte: plötzlich stand er lang da, mit den Händen an den Nähten. Flora Garlinda setzte sich, bevor noch der Schneider herbeigestürzt war, um den Stuhl abzuwischen, neben den niedrigen Steinherd, woraus eine Flamme züngelte. Die Frau zog den Kessel tiefer herab an seiner Kette; sie bot dem Fräulein eine Tasse Kaffee an.
„Aber das Haar! Sieh das Haar, Umberto! Solches wirst du nie wieder sehen.“
Die Frau schob die Finger in das Haar der Primadonna.