„Sie, Herr Advokat, wären einer größeren würdig“, sagte Flora Garlinda und gelangte mit einem letzten, rascheren Schritt über die Schwelle.
„Da sind sie,“ sagte Nello Gennari, „ich will sie holen.“
Er verließ hastig den Tisch, tat, als trachtete er auf dem Umwege um mehrere Gruppen mit der Primadonna und ihrem Begleiter zusammenzutreffen, verfehlte sie aber und schlüpfte plötzlich selbst in den Rathaushof.
„Würde man glauben,“ — und der Apotheker Acquistapace lächelte, vor Bewunderung starr, in die Runde, „daß dort eine so große Künstlerin kommt?“
Der Herr Giocondi entgegnete und verzog diskret die Lippe:
„Tatsache ist, daß sie mit aufgestecktem Haar nach nichts aussieht.“
„Sie hat eine schöne Hand“, meinte der junge Savezzo und zeigte die eigene umher mit allen ihren abgerissenen Nägeln. Italia erklärte rasch noch:
„Wenn man immer die vier Finger in der Mitte teilt, wird jede Hand schön.“
Dabei lächelte sie schon für die Ankommende. Von der andern Seite traf Camuzzi ein, schlank und elegant in einem neuen Herbstmantel mit enger Taille. Savezzo musterte ihn mit düster leidender Miene und sagte dem Sekretär voraus, daß er schwitzen und sich erkälten werde. Der Advokat lobte vielmehr Camuzzi, weil er dem einheimischen Handwerk zu verdienen gebe. Polli stellte fest:
„Tatsache ist, daß wir alle — kurz, wir haben uns verändert. Entweder irre ich mich, oder sogar dein Bruder, Advokat —“ und er nickte nach dem Nebentisch, wo Galileo Belotti und der Baron Torroni mit den Pächtern eine lärmende Unterhaltung führten: „ja doch, er hat eine andere als seine Arbeitshose an.“