„— unter Menschen ohne Vorurteile, in einem wütenden Spiel von Interessen und Leidenschaften. Wem sagen Sie es? Sie treiben vom Grunde meines Daseins mit einem Hebeldruck alle Bitterkeit herauf. Dort wäre man vielleicht ein Politiker, der eine Welt in Bewegung setzt, der Liebhaber mächtiger Damen, ein großer Dichter, durch den das nationale Gewissen spricht. Zu allem fühle ich mich berufen. Hier gehört man keiner der herrschenden Familien an, und damit ist man abgetan und zum Neide verdammt auf jeden, der hervorragt.“
„Hier hat man einen Mann, der Gemeindesekretär ist und bleibt. Hier muß man heucheln: heucheln um sein Vergnügen, heucheln um seinen Schmerz.“
„Ist es vielleicht die Falschheit des ganzen Jahres, die uns heute abend gegeneinander so offen macht?“
„Oder“, murmelte Frau Camuzzi und drückte, sehr bleich, die Lider zu, damit die Träne nicht hinausrinne, „ist nicht nur der Maestro durch jene Musik in Aufruhr gebracht?“
Schweigend stiegen sie die letzten Treppen hinab; drunten fuchtelte der Advokat.
„Wäre ich die Persönlichkeit geworden, für die alle mich halten, wenn ich nicht Sie gehabt hätte, Camuzzi? Vielleicht mußte Ihr Widerspruch meinen schöpferischen Drang anstacheln, damit Waschhaus und Theater, Vizinalwege und Licht entstehen konnten. Zuweilen denke ich mir: wenn einst der greise Vertreter unserer politischen Wählerschaft zurücktritt —. Sie verziehen das Gesicht, Camuzzi, aber der Cavaliere Lanzerotti wird dennoch zurücktreten, und kann sein, daß das Volk mir selbst die Ehre erweist, mich als seinen Deputierten in die Hauptstadt zu schicken —: dann, so denke ich mir, wäre es gut, wenn ich auch in der Kammer Sie, Camuzzi, wiederfände; denn Sie würden mich größer machen … Ich sei groß in