„Ich verstehe Sie nicht mehr, Camuzzi, — obwohl ich gewohnt bin, daß Sie unglaubliche Dinge sagen. Unsere Aufführung war also mittelmäßig und kleinstädtisch? Gut. Orchester und Chöre schlecht diszipliniert, die Sänger teils zu jung, teils zu alt? Gut. Und die ,Arme Tonietta‘ des Maestro Viviani, dieses Meisterwerk, das dem Genius unserer Rasse die Welt unterworfen hat, es soll wenig wert sein, Jahrmarktsmusik und Operette? Auch das sei wahr. Aber nun sagen Sie mir eins: wo bleibt, wenn wir uns nicht rühren, der Verkehr unserer Stadt, die geistige Wachheit, der Fortschritt?“
Mit erhobener Stirn und offenem Munde erwartete der Advokat die Antwort. Der andere feixte lautlos.
„Fragen Sie lieber: wo bleibt die Befriedigung des Ehrgeizes einzelner?“
Und der Advokat, nach Luft schnappend:
„Der Ehrgeiz einzelner, mein Herr, ist eine Forderung des öffentlichen Wohles. Sahen Sie schon je einen Staatsmann groß werden, ohne daß auch sein Land groß ward?“
Er schrie, daß sogar der Kapellmeister es hörte. Aber der Kapellmeister schob es mit der Hand fort, und er wiederholte stürmisch:
„Wir, die wir aus dem Reichtum eines Volkes schöpfen dürfen, wie müssen wir es lieben! Wird es mein Werk als das seine anerkennen? Von dort unten aus der dunklen Stadt steigen Stimmen: ,Sieh, Geliebter, unser umblühtes Haus‘ —. Wird auch meine Oper einst in allen Gassen, auf allen Lippen sein? Werden sie mich groß nennen, — weil ich sie geliebt habe? … Gott, mir schwindelt. Entschuldigen Sie, mein Herr. O gnädige Frau, verzeihen Sie mir!“
„Wie denn, Maestro. Wir lassen Sie vorbei … Er scheint nicht vom Wein berauscht, sondern von seiner Musik, der