„Das alles ist nicht recht von Ihnen, und ich glaube nicht, daß Sie in Wirklichkeit dazu fähig wären“, bemerkte der Unterpräfekt. Die Bürger lachten beifällig, am lautesten der Advokat.
„Nein! Wahrhaftig nicht! Sie ist ein viel zu gutes Mädchen: mir können Sies glauben, mein Herr!“
Der Regierungsvertreter sah unzufrieden aus. Italia kitzelte ihn und den Advokaten abwechselnd mit den Augen. Auch lenkte sie das Gespräch ins Unpersönliche.
„Was wollen die Herren: in diesen neuen Opern ist nun einmal alles schlecht und traurig. Nicht einmal das schöne Kostüm dürfte ich anhaben, denn eine Wirtin in einer großen Stadt wie Rom geht natürlich angezogen wie alle andern. Aber soll man denn ganz auf die Schönheit verzichten?“
„Gewiß nicht“, sagte der Unterpräfekt ernst und warm; und nach kurzem Zögern: „Ich komme sogar ausdrücklich, um ihr zu huldigen. Denn Sie vereinigen wahrhaftig Schönheit und Kunst. Ihr Leben, Fräulein, muß voller Genugtuungen sein.“
„Ach, mein Herr, es ist nicht alles, wie es sein sollte. Man hat sich über manches zu beklagen. Würden Sie glauben, daß mir der Maestro noch soeben eine Arie gestrichen hat? Freilich habe ich im zweiten Akt zwei, dafür aber habe ich im ersten Akt keine. Er sagt, wir haben anderthalb Stunden Verspätung; bei der zweiten Aufführung solle ich meine Arie wiederhaben. Was nützt mir das? Dies ist die Premiere! Und warum bin ichs, der man die Arie streicht? Der Garlinda läßt der Maestro jede Note; und er wird sehen, wie sie es ihm dankt! Die ganze Oper besteht aus ihren Arien und ihren Duos mit dem Piero. Kaum sehen sie sich wieder, um unter dem antiken Bogen dort miteinander schlafen zu gehen, da verschwinden wir andern…“