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Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/177

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„Ah! Da ist es. Ich warte schon längst darauf … Still doch, Elenuccia, etwas Schöneres wirst du niemals hören … Eine Minute, Signora: dies Duett ist das berühmteste Stück in der ganzen Oper … Ah! Ah! Was ist denn das? Sind dies noch Menschenstimmen? Singen nicht auch die Bäume? Singt nicht der Mond? … Diese Musik ist aus Seide!“

Der alte Literat Ortensi sagte zu seiner Freundin, der alten Frau Mandolini:

„Dieses Stück ist gut, denn es macht, daß mir Ideen kommen. Ich sehe zu wenig, um die Bühne zu unterscheiden; aber in diesen Klängen erweitert sie sich mir zu einem Lande unendlicher Liebe. Ein ganzes Volk hält sich umschlungen und verbrüdert sich. Es hat gütigere, geistigere Gesichter, als sonst Menschen haben. O! nun öffnet es sich, und hervor tritt ein Engel … Planten wir nicht solches, Beatrice, als wir jung waren?“

„Aber wir hatten es ja!“ erwiderte die Alte. „Noch immer haben wirs, Orlando!“

„Kein Vergleich mit unserem Phonographen“, sagte der Tabakhändler Polli zu seiner Frau. „Bei uns singen Tamagno und die Berlendi; was sind daneben diese armen jungen Leute?“

Ihr Sohn Olindo dachte ganz still unter seinem roten Schopf:

„So viel Liebe! Gibt es das? Wie muß man sein, was muß man tun?“

„O Rina!“ flüsterte auf der Galerie der Geselle des Schlossers Fantapiè; „wenn du mich nicht liebst, werde ich mich töten.“

„Woran hast du jetzt gedacht, Klothilde?“ — und der Doktor Ranucci stellte sich mit ausgebreiteten Armen vor seine Gattin. „Ich sehe dir an, du denkst an den Tenor. O, wären wir nie hergekommen!“

Ihre blassen Augen glitten ab; sie hob schüchtern die Schultern.

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