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Page:H.M. Die kleine Stadt.djvu/129

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„Cavaliere … ich weiß nicht…“

Der Kapellmeister griff sich an den Hals.

„Sie wären der erste, der es zu sehen bekäme…“

Der alte Tenor lächelte mild.

„Ich habe schon andere zu sehen bekommen und, es ist lange her, sogar die von ihm selbst geschriebenen Noten des großen Maestro Rossini, — die er mir geschenkt hat.“

Nach einem Schweigen murmelte der Kapellmeister:

„Sie sind ein berühmter Mann … Ich fühle mich geehrt.“

Vor der Unterpräfektur stand Rina, die kleine Magd des Tabakhändlers, und sah erschreckt und glücklich dem Kapellmeister entgegen. Da er vorbeikam, hob ihre kleine rote Hand sich wie von selbst ein wenig von der Schürze und blieb, von ihm unbemerkt, in der Luft stehen. Der Cavaliere Giordano wandte lange den Kopf nach ihr. Sie hatte die Zähne in die Lippe gedrückt und starre, feuchte Augen.

Am Ende des Corso bogen sie nach dem steilen Platz ein, mit dem Wirtshaus „zu den Verlobten“ und der Schmiede. Über dem Bruchstück der alten Stadtmauer, die zwischen den letzten Häusern stand wie ein großer Efeustock, sah rauh der braune Berg herein. Der Kapellmeister zeigte auf das Dach der Schmiede.

„Dort oben.“

Der Gipfel des Daches trug einen kurzen, breiten Aufsatz mit einer geschwungenen Haube, Fenstern, beinahe so groß wie die Wände, und den heitersten Arabesken aus Gips. Als sie das dunkle Haus erklommen hatten:

„Hier werden Sie sogleich wieder Atem erlangen, Cavaliere. An Luft fehlt es hier nicht.“

Der Alte bat im Gegenteil, vor der Zugluft zu schließen.

„Sie haben recht, es bläst zu allen Seiten herein. Im Winter werde ich es in meinem Bett ein wenig kalt haben.

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