„Wie heißt sie?“
„Sie hat einen Namen genannt, den sie später selbst wieder vergessen hatte. Ich möchte schwören, daß es nicht der ihrige war.“
Monsignor Tamburini lächelte.
„Ein Roman? Was Ihr für ein Glück habt, hochwürdige Mutter. Bekommt sie Briefe?“
„Einmal war am Thore ein Mann aus Rom und brachte ein Paket Wäsche. Ich habe es untersucht, es war Geld darin, aber nichts Schriftliches. Es ist alles sehr geheimnisvoll und fast ängstlich.“
„Wir werden sehen,“ sagte selbstbewußt der Vikar. Er raffte seine Soutane über die Füße hinauf, daß die violetten Strümpfe zum Vorschein kamen, und durchmaß mit großen Schritten, sich kräftig räuspernd, die Vigne. Die Fremde wandte sich nach ihm um und dankte ihm für seinen Gruß. Ihre Züge dünkten ihm eigentümlich bekannt. Er stellte sich vor und fragte:
„Nicht wahr, gnädige Frau, der Anblick dieses Landes fesselt uns wochenlang.“
Die Dame versetzte:
„Es ist schön, aber ich bin nicht deswegen hier. Ich bin die Herzogin von Assy.“
Er fuhr zusammen.
„Ich hätte es fast erraten!“ stotterte er. „Man kennt ja Euere Hoheit aus den illustrierten Blättern!“
Indessen er sie anstarrte, dachte er: „Die Oberin, das furchtsame Gänschen, hat also recht, wir erleben Abenteuer“. Er sammelte sich.
„Welch seltsames Zusammentreffen! Hier im