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Page:H.M. Der Untertan.djvu/345

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Ich hielt die Sache für — nicht sehr sensationell; aber die Einwohner von Netzig machen geradezu eine Pikanterie daraus.“

Diederich war starr über diese Wirkung. „Wenn Sie finden“, brachte er hervor.

„Warum nicht? Sie und ich, wir beiden Gegenpole, führen doch hier die vorgeschrittenen Tendenzen der moralfreien Epoche ein. Wir machen Betrieb. Der Geist der Zeit geht hier noch in Filzschuhen über die Straße.“

„Wir werden ihm Sporen anlegen“, verhieß Diederich.

„Prost!“

„Prost! Aber meine Sporen“ — Diederich blitzte. „Ihre Skepsis und Ihre schlappe Gesinnung sind nicht zeitgemäß. Mit“ — er blies durch die Nase — „mit Geist ist heute nichts zu machen. Die nationale Tat“ — ein Faustschlag auf den Tisch — „hat die Zukunft!“

Buck darauf mit verzeihendem Lächeln: „Die Zukunft? Das ist eben die Verwechslung. Die nationale Tat hat abgehaust, im Lauf von hundert Jahren. Was wir erleben und noch erleben sollen, sind ihre Zuckungen und ihr Leichengeruch. Es wird keine gute Luft sein.“

„Von Ihnen habe ich nichts anderes erwartet, als daß Sie das Heiligste in den Schmutz ziehen!“

„Heilig! Unantastbar! Sagen wir gleich ewig! Nicht wahr? Außerhalb der Ideale eures Nationalismus wird nie, nie wieder gelebt werden. Früher, mag sein, in der dunkeln Periode der Geschichte, die euch noch nicht kannte. Jetzt aber seid ihr da, und die Welt ist angelangt. Dünkel und Haß der Nationen, das ist das Ziel, darüber hinaus geht es nicht.“

„Wir leben in einer harten Zeit“, bestätigte Diederich ernst.

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